Gleich die erste Session, hier auf der NAPO (Konferenz der National Association for Professional Organizers) in Baltimore hat mir neuen, spannenenden Input geliefert. Eine Arbeitsweise, die ich schon manches Mal als sehr hilfreich und guten Einstieg empfand hat nun einen Namen bekommen: Body Doubling.
Das klingt im ersten Moment etwas verwegen, um nicht zu sagen irreführend. Ich habe mich zuerst kurz gefragt, soll sich der Kunde gedanklich duplizieren oder ich mich verdoppeln? Nein, ganz und gar nicht. Es handelt sich vielmehr um eine besondere Form, quasi ein „Low Level“- Einstieg in die Arbeit mit einem Kunden. Trotz des „Low Level“ Einstiegs sind Erfolgserlebnisse garantiert.
Viele Kunden, die einen Organizer zu Hilfe holen, haben Probleme, ihren Büroalltag effizient zu organisieren, haben große Schwierigkeiten den Ablenkungen zu wiederstehen, sich nicht selbst dauernd abzulenken und kämpfen oft mit einem großen Rückstau an mehr oder weniger geliebten Büroarbeiten. Gedanken wie: „ich müsste eigentlich…..“ sind eine ständige Last. Aber allein schaffen es viele Kunden nicht, die beständig wachsenden Stapel anzugehen, abzuarbeiten. Natürlich ist hier die Unterstützung eines Organizers angebracht, um herauszufinden, wo die Blockaden oder Hürden liegen, aber zum Einstieg kann es aus sehr sinnvoll sein, die Methode des Body Doubling anzuwenden.
Ziel ist es, Liegengebliebenes konzentriert abzuarbeiten, tatsächlich mal was einfach nur was „wegzuschaffen“ und ein Erfolgserlebnis zu haben. Es geht noch nicht darum, die Prozesse kritisch zu hinterfragen oder zu ändern. Body Doubling heißt konkret, dass durch die Präsenz eines anderen Menschen, im besten Falle ein Organizer oder Coach, die Hemmschwelle beim Betroffenen, sich selbst abzulenken oder ablenken zu lassen sehr viel größer ist. Außerdem empfinden es viele Menschen als sehr hilfreich und motivierend, wenn sie nicht allein sind bei der Erledigung unangenehmer Aufgaben. Ein dritter nicht zu unterschätzender Effekt ist der, dass die Betroffenen während des Body Doubling oft zum ersten Mal wahrnehmen, wie sorglos sie mit ihrer kostbaren Ressource Zeit im täglichen Arbeitsleben umgehen und was sie in wenigen Stunden konzentrierter Arbeit schaffen können.
Den Part des „Beisitzers“ kann natürlich auch jemand aus dem Freundeskreis oder der Familie übernehmen, jedoch ist dann aufgrund der persönlichen Nähe oft keine durchgehende Fokussierung auf die Arbeit gewährleistet. Ein Organizer dagegen ist die ganze Zeit über gedanklich beim Betroffenen und jederzeit für Fragen oder Vorschläge da. Außerdem kann ein Organizer gut einschätzen, wann der Kunde eine Pause braucht. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchen Kleinigkeiten, sich die Menschen von Ihrem eigentlichen Vorhaben ablenken: Telefonieren, Tee kochen, Mails lesen, zum Briefkasten gehen…..
Nach vorheriger Besprechung der Regeln, werde ich als Organizer in solchen Momenten immer daran erinnern, was das eigentliche Vorhaben für diese Stunden ist. Ungeteilte Aufmerksamkeit, Anerkennung und Motivation seitens des Body Doubling Partners während der gemeinsamen Arbeitsstunden sind selbstverständlich und sehr unterstützend.
Manche Kunden fühlen sich am Anfang eingeengt und unsicher. Aber nach dem Arbeitstermin ist die Erfahrung einstimmig positiv. Body Doubling sorgt für ein gutes Gefühl im dreifachen Sinne: Erstens ist die To Do Liste geschmolzen und zweitens hat der Betroffene die Dinge selbst erledigt und drittens verschafft das Erlebnis, mal wieder drei vier Stunden, konzentriert gearbeitet zu haben, eine tiefe Befriedigung.