Auch Tischler mögen Professional Organizer

Kategorien: Büroorganisation

Kürzlich konnte ich einer Einladung von Herrn Heinrich Meis, Regionalleiter der CREATIVEn PARTNER nach Ganderkesee, folgen. Dies ist ein Verbund von deutschen Schreinern, Tischlern, Fenster- und Ladenbauern mit mindestens 10 Mitarbeitern. Die größte Tischlerei im Verbund hat 260 Mitarbeiter. Die Verbundpartner treffen sich zwei Mal im Jahr in 24 Erfahrungsaustauschgruppen, kurz ERFA-Gruppen, um sich auszutauschen, gemeinsame Projekte zu planen oder aktuelle Trends zu diskutieren. Es gibt die Gruppen Chef, Damen (!), Junioren, Einkauf, Betriebsleiter und Arbeitsvorbereitung.

Beeindruckende Ideentischlerei

Die Veranstaltung mit meinem Vortrag zum Thema Büroorganisation fand in den Räumen der Firma H. Sandkuhl GmbH statt. Diese verstehen sich mit ihren 35 Mitarbeitern als „Ideentischlerei für individuelle Einrichtungen für Wohnraum, Praxis, Büro und Laden“. Am Vortag durfte auch ich an einer Betriebsführung teilnehmen, bei der Herr Wichmann (Geschäftsführer Sandkuhl) uns 13 Teilnehmern alle Räume zeigte. Noch nie hatte ich eine so große Tischlerei von innen gesehen. Die Fläche von fast 1 Hektar beeindruckte mich ebenso wie die Technik und die verschiedenen wunderbaren Materialien. Und vor allem deren ganz eigener Geruch – da möchte ich mir gleich etwas bauen lassen 😉 Anschaulich erklärt wurden uns auch die Extraräume für die Verarbeitung von Mineralwerkstoffen.

 

Herr Wichmann hatte die GmbH vom Eigentümer übernommen und zeigte uns, zurecht stolz, auch die großzügige Ausstellungsfläche, deren Küchen ich mir sofort einbauen lassen würde 😉 und erklärte, dass eine Tischlerei dieser Größe für ca. 1 Million € Materialdurchsatz im Jahr habe. Wow!

Natürlich blieb meinem Blick als Professional Organizer die super Ordnung in der Werkstatt nicht verborgen. In einem reinen „Männerladen“ mit so vielen verschiedenen Materialien, Arbeitsschritten und Projekten bestimmt keine Selbstverständlichkeit!

Um am nächsten Tag in die Diskussion gehen zu können, hatte jeder Teilnehmer einen Bewertungsbogen mit zahlreichen Fragen zu allen Geschäftsbereichen dabei. Während der Betriebsführung wurde bereits sehr kritisch beobachtet und nachgefragt.

Viele Herausforderungen für deutsche Tischler

Am Abend fand ein gemeinsames Abendessen statt, bei dem ich viel Interessantes über die Entwicklung der Tischlerfirmen in Deutschland erfuhr. Diese haben mit so manch einer Herausforderung zu kämpfen, denn:

  • die Materialien werden immer vielfältiger,
  • auch sehr große Kunden, wie z.B. Konzerne, wollen immer das Gleiche. Und Büroserien aus den Achtzigern sind wirklich eintönig.
  • Früher gab es weniger Innungsbetriebe, so z.B. 75 in NRW, heute aber ist viel mehr Konkurrenz auf dem Markt.
  • Auch hier gibt es Probleme bei der Nachfolgeregelung – Senioren suchen Nachfolger, aber es fehlt an jungem Nachwuchs.

Tacheles am Veranstaltungstag

Zur Auswertung der Fragebögen am nächsten Morgen ließ ich die Teilnehmer unter sich. Mir war bekannt, dass in diesen Runden durchaus Tacheles geredet wird und der Ton nicht immer nur freundlich ist. Auf der anderen Seite kann das reinigend wirken, wenn alle bei der Sache bleiben, nicht persönlich werden und danach wieder freundlich auf partnerschaftlicher Ebene miteinander umgehen.

 

Und genauso traf ich die Runde zu meinem Vortrag an. Besonders erfreut war ich über das großes Interesse am Thema „Büroorganisation heute“ und die zahlreichen sehr guten Fragen. So konnte ich erläutern, dass es enorm wichtig ist, die persönliche Arbeitsplatzorganisation mit der täglichen Organisation im Team zu synchronisieren. Passend dazu bemerkte einer der Teilnehmer „Wir sind ja durchaus kreative Leute. Leider aber nicht bei der Büroarbeit.“

Auch meinem Punkt „Papierreduktion“ lauschten alle konzentriert. Denn das wünschen sich alle. Meine bisherigen Erfahrungen zu Dateiordner-Strukturen bestätigten sich auch in dieser Runde. Am eigenen Rechner legt jeder seine Dateien da ab wo es ihm selber am besten passt – eine ineffektive Ablagemethode, denn kein anderer hat dann darauf Zugriff. Das sogenannte Unternehmensgedächtnis wird nicht gefüttert. Dabei ist es bei den heutigen Laufwerkstrukturen so einfach, eine Teamstruktur zu bedienen. Das sahen meine Zuhörer schnell ein. 😉

 

Bekannt war mir auch das Problemkind „Informationsflut“. Auch die Tischlereien haben damit zu kämpfen. Wer soll wann und wie entscheiden, welche der Infos benötigt werden oder nicht? Meine Hinweise zu dazu und zu einem schnelleren „loslassen“, d.h. löschen statt speichern fand dankbaren Anklang. Ebenso mein Aufzeigen einer „E-Mail-Etikette“, zu der auch die Verminderung des „cc-Setzens“ zählt, wollten die Teilnehmer gerne zukünftig umsetzen.

Mein Fazit

Als erfahrene Professional Organizer freue ich mich immer sehr, wenn mittelständische Firmen erkennen, dass sie ihre Mitarbeiter nicht nur fachlich weiterbilden müssen. Ebenso müssen die verschiedenen Geschäftsbereiche, wie z.B. die komplette Administration, allen nahegebracht werden. Dazu zählt eben auch die fortlaufende Modernisierung, an der jeder im Unternehmen beteiligt werden sollte. Gerade bei kleinen und mittleren Handwerksbetrieben ist dies leider nicht die Regel und ich sehe das als klar verpasste Chance für deren Entwicklung und erfolgreichen Fortbestand an.

 

Den Verbund „CREATIVE PARTNER“ finde ich extrem positiv. Der Konkurrenzgedanke der zugehörigen Betriebe wurde zugunsten sinnvoller Kooperationen, Vermittlung von Spezialaufträgen und langjähriger Freundschaften überwunden. Der Verbundgedanke „Gemeinsam zum Erfolg – Jetzt!“ wird von allen Mitgliedern gelebt. Meiner Meinung nach sollte jede größere Tischlerei in diesem Verbund sein und die großartigen Möglichkeiten eines Erfahrungsaustausches unter Fachleuten bzw. Partnern nutzen.

 

Und nicht zuletzt bin ich auch aufgrund der perfekten Organisation durch Herrn Meis begeistert von dieser Veranstaltung zurückgekehrt!

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