Sie haben sich auch für ein Home-Office entschieden? Im Prinzip sind Sie zufrieden, aber Sie haben schnell gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist, wie gedacht haben. Sicher, zu Hause zu arbeiten hat eine Menge Vorteile. Auf den ersten Blick sparen Sie natürlich die Kosten für die Büromiete und auch der tägliche Arbeitsweg fällt weg. Und Sie gewinnen enorm viel Freiheit. Aber die vielen Vorteile haben auch ihren Preis.
In den ersten Monaten oder Jahren ist man allein schon wegen der vielen Freiheiten euphorisch und gut motiviert. Aber mit der Zeit kann es schon eine große Herausforderung sein, eine konstante Produktivität aufrecht zu erhalten. Sich täglich selbst zu motivieren produktiv zu sein, oder gar noch seine eigenen Prozesse zu verbessern ist nicht leicht.
Das hat viele Gründe: Zum Beispiel kann es sein, dass man die Wohnung unbewusst, noch aus Zeiten der Tätigkeit als Angestellter, als seinen Erholungsort betrachtet und alte Entspannungsgewohnheiten weiter pflegt. Ein kleiner Mittagschlaf mitten am Tage, obwohl es noch viel zu erledigen gäbe? Für viele Menschen besteht die Gefahr dass sie Projekte oder ungeliebt Aufgaben unendlich vor sich herschieben, weil sie keiner direkt einfordert. Oder vielleicht haben Sie auch beschlossen sich selbst gegenüber ein sehr netter und nachgiebiger Chef zu sein.
Die Gründe ließen sich noch fortführen, aber interessanter ist: Was können Sie tun, um das Beste aus Ihrem Home Office herauszuholen? Wie können Sie es schaffen Ihre Arbeit zu Hause dauerhaft produktiv zu gestalten?
Hier eine Liste von Maßnahmen, die ich für notwendig halte, um dauerhaft im Home Office produktiv zu sein:
1. Richten Sie sich einen separaten Arbeitsplatz ein
und arbeiten sie nur dort. Wofür auch immer Sie sich entscheiden, der Platz muss klar Arbeitsplatz designt sein. Es ist ein glücklicher Fall, dass Ihr Büro und Ihr zu Hause am gleichen Platz sind, aber sie sollten sich nicht überschneiden.
Wo auch immer Sie Ihr Büro einrichten, versuchen Sie entweder mit einem Raumteiler, Regalen, Pflanzen oder Vorhängen den Bürobereich vom Rest des Raumes abzutrennen. Vermeiden Sie, dass Sie von Ihrer Couch auf den Schreibtisch schauen. Als Unternehmer oder Freiberufler wissen Sie, dass Ihre Arbeit nie aufhört (was ja auch sehr spannend ist) Und gerade deswegen brauchen Sie intensive Ruhephasen. Sie sollten im Schlafzimmer abschalten und auf keinen Fall das Büro, womöglich noch mit unerledigten Aufgaben vor Augen haben.
Mit wenig Aufwand kann man auch einen Arbeitsbereich zu Hause professionell und im Corporate Design einrichten. Das macht Ihnen immer klar, dass Sie an Ihrem Arbeitsplatz sind und hält die Familienmitglieder auch eher davon ab, Sie zu stören, als wenn Sie am Wohnzimmertisch sitzen. Wenn Sie mit Ihrem Laptop überall in der Wohnung arbeiten, hat das auch noch einen weiteren Nachteil, Ihr zu Hause wird sich irgendwann nicht mehr als Ihr zu Hause anfühlen. Das ist der häufigste Grund, warum Menschen wieder aufhören zu Hause zu arbeiten.
2. Leben Sie Business auch zu Hause
Unternehmer haben wenig Zeit und die meisten werden froh sein, wenn Sie sie vor Ort besuchen. Wenn Sie nicht explizit in Ihr Büro einladen, wird es kaum vorkommen, dass Sie jemand zu Hause besucht. Kaum heißt aber nicht nie. Deshalb gestalten Sie Ihr Home Office immer so, dass Sie einem Kunden der unerwartet vor der Tür steht, auch einen Termin bei sich anbieten können. Das heißt natürlich, halten Sie Ihr Büro auch in einem entsprechenden Zustand, so dass Sie jederzeit kurzfristig jemanden empfangen könnten. Auf der anderen Seite hilft Ihnen das auch, sich selbst „büromäßiger“ zu verhalten. Es ist eine alte Vertrieblerweisheit, sich auch zu Hause „richtig“ anzuziehen, weil man dann einfach, selbst am Telefon, geschäftsmäßiger auftritt.
3. Teilen Sie Ihre Arbeit in überschaubare Portionen
Stecken Sie Ihre Ziele, insbesondere am Anfang, nicht zu hoch. Erwarten Sie nicht zu viel von sich. Das war für mich zuerst die überraschendste Erkenntnis, dass ich anstatt in einen Fluss konstanter Aktivitäten zu geraten, nur kurze intensive Arbeitspausen an verschiedenen Projekten hatte. Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich verstand warum.
Wenn man in einem „öffentlichen“ Büro arbeitet, verhält man sich anders. Dort gibt es ein unterschwelliges Energiefeld, geschaffen von Menschen, die in Nachbarschaft arbeiten. Diese Energie allein kann schon genug Anreiz sein, mehr zu arbeiten, als man das normalerweise tun würde. Deshalb sollten Sie zu Hause verschiedene Produktivitätstechniken ausprobieren und üben, z.B. GTD oder die Pomodoro Technik.
4. Arbeiten Sie so oft wie möglich auswärts!
In Coffee Shops oder Co-Working Plätzen herrscht eine hervorragende Arbeitsatmosphäre. Das klingt jetzt vielleicht seltsam, nachdem Sie sich nun gerade für ein Home Office entschieden haben. Schnell werden Sie merken, dass ein Home Office mitnichten heißt, dass man die ganze Zeit dort sein muss. Es heißt eigentlich nichts anderes als, dass Ihr zu Hause auch Ihr Office ist, sie aber frei sind heraus zu gehen, wann immer sie wollen.
Sie brauchen heutzutage nicht mehr all Ihre Ordner oder einen Schreibtisch, um arbeiten zu können. Meist genügen ein Laptop und ein Internetanschluss. Die Co-Working-Spaces sind technisch hervorragend ausgestattet und man trifft dort immer interessante und nette Leute, von denen man was lernen kann. Oft ergeben sich dort auch Möglichkeiten zur Kooperation und man findet auch mal schnelle unkomplizierte Hilfe bei einem Computerproblem oder Ressourcenengpass.
5. Protokollieren Sie ehrlich und sorgfältig Ihren Tag
Führen Sie eine Tagebuch, vergleichbar einem privaten Tagebuch. Natürlich geht es nicht darum, Erfahrungen oder Gefühle aufzuschreiben, sondern den Fortgang Ihrer Projekte festzuhalten, so dass Sie ohne große Einarbeitung immer genau da weiter machen können, wo Sie aufgehört haben.
Führen Sie To Do Listen, damit Sie nichts vergessen, sich aber auch an den erledigten Aufgaben freuen können und sehen, dass es vorwärts geht.
Wenn Sie zu Hause arbeiten, sind Sie Ihre eigener Boss und Sie allein sind verantwortlich für den Fortgang aller Ihrer Aufgaben, auch der ungeliebten aber notwendigen. Sie müssen diese Chefrolle annehmen, lernen ansonsten verlieren Sie sich in zahllosen halbfertigen Ideen und endlosen Projekten.
6. Gehen Sie öfter aus!
Zu Hause arbeiten kann einen schnell zum “Einzelgänger” werden lassen. Ich hatte das zunächst mal so hingenommen, jeden Abend am Rechner zu „hängen“. Aber das ist dauerhafter Produktivität absolut nicht förderlich. Also neben der Balance zwischen produktiver Zeit zu Hause und unterwegs gilt es auch noch auf die richtige Balance zwischen Arbeit und privaten Unternehmungen zu achten.
Die normale Arbeitsroutine, die in Unternehmen gelebt wird, sorgt für einen großen Teil der sozialen Kontakte, die wir als Mensch benötigen. Aber wenn man zu Hause arbeitet, fällt dieser Part weg. Wir brauchen soziale Kontakte und nur virtuelle Kontakte können kein Ersatz sein.
Also meine Lösung: ich habe Freunde gebeten, mich zu erinnern, dass ich nicht nur arbeiten wollte. Ich habe explizit darum gebeten, mich anzurufen, mitzunehmen und gemeinsam auszugehen.
Was sind Ihre Tipps?